In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich in der Heimat des Tangos viele Weingüter auf internationales Top-Niveau hochgearbeitet. Eine Rebsorte findet hier besonders grosse Beachtung.
Lange Zeit war Argentinien, zumindest aus internationaler Sicht, in Bezug auf Wein ein unbeschriebenes Blatt. Im Land wurde zwar schon seit der Kolonialzeit Wein angebaut, im 19. Jahrhundert gab es durch Einwanderer aus Spanien und Italien dann noch einmal Auftrieb, und Argentinien begann, zur Weintrinker-Nation zu avancieren. Trotzdem blieb ein grosser Teil des heimischen Weins auf Tafelwein-Qualität und war für den Export nicht geeignet.
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Fliegende Weinmacher entdeckten das Potenzial
In den Fokus der internationalen Weinliebhaber geriet Argentinien erst in den 1990er Jahren durch Flying Winemakers, die viele Weingüter – oft auf internationaler Ebene – önologisch beraten. Als Entdecker des Weinlandes Argentinien gilt der Star-Winemaker Paul Hobbs aus Kalifornien, der das Andenland 1988 zum ersten Mal besuchte und das Potenzial erkannte.
Neben seinem eigenen Weingut Viña Cobos in der Region Mendoza ist er heute als önologischer Berater für viele Weingüter im ganzen Land tätig. Andere namhafte Önologen und Winzer aus anderen Ländern begannen, in Argentinien zu investieren, darunter der Bordeaux-Star Michel Rolland und Aurelio Montes, der als der Vater der Topwein-Bereitung in Chile gilt.
Als Geburtshelfer für den Malbec gilt Alberto Antonini, Inhaber des Chianti-Weingutes Poggiotondo, der in seiner Heimat Italien schon Top-Produzenten wie Antinori und Frescobaldi beriet.
Und eben der Malbec ist heute die Vorzeige-Rebsorte Argentiniens. Die tanninreiche, farbkräftige rote Sorte kam 1852 aus Frankreich nach Argentinien. Das trockene und warme Klima und oft karge, steinige Böden bieten für sie ideale Bedingungen, ist sie doch sehr anfällig für Frost, Fäule und Falschen Mehltau. In Frankreich spielt die Sorte seit der Reblaus-Katastrophe im 19. Jahrhundert nur noch eine sehr geringe Rolle. Wurzelechten Malbec findet man seitdem nur noch in Argentinien.
Mal kräftig und tanninreich, mal elegant
Aber trotzdem zeigen die Winzer hier auch gerne ihre Weine aus anderen Rebsorten her. „Malbec ist zwar die berühmteste Rebsorte Argentiniens, aber die Cabernet Sauvignons können teilweise noch besser sein,“ findet Sebastien Buduguer, Inhaber der Bodega Buduguer in Agrelo (Mendoza).
Während sein Malbec Tucumen oder der Malbec 4000 kraftvoll und saftig schmecken, geraten seine Cabernet Sauvignons elegant, leicht fruchtig und angenehm im Trinkfluss.
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Einen kleinen Trend kann man derzeit ausmachen für reinsortigen Cabernet Franc, der anderswo vor allem als Cuvée-Partner geschätzt wird. Besonders stolz auf ihn ist man in der Bodega del Desierto in der jungen Region 25 de Mayo in Patagonien: „Der 2005 Cabernet Franc Desierto 25 war der erste argentinische Wein, der beim Concours Mondial in Brüssel Grosses Gold gewonnen hat“, berichtet Geschäftsführerin Maria Loson. Den Jahrgang 2014 gibt sie in die Verkostung: ein konzentrierter, dichter Wein mit Aromen von Zedernholz und Kirsche, der Glas und Mund ausfüllt.
Begeisterung für ein enfant terrible
Doch nicht nur die international bekannten Sorten finden in Argentinien eine Heimat. Mariano Quiroga, Winemaker der Bodega El Porvenir in der Region Salta im Nordwesten des Landes, zeigt seine Begeisterung für einen Aussenseiter sehr augenfällig: auf seinem Unterarm ist „Tannat“ tätowiert. Dabei handelt es sich um eine sehr farbkräftige und tanninreiche Rebsorte, die ebenfalls meist für Cuvées eingesetzt wird.
„Er gilt als enfant terrible“, grinst Mariano Quiroga. „Erntet man ihn zu früh, wird er zu aggressiv. Den richtigen Zeitpunkt für seine Lese abzupassen, ist echte Massarbeit – am besten wäre, man schläft im Weinberg.“ Dass sich so viel Hingabe lohnt, zeigt sein Tannat Absoluto – beerig, kernig, und doch floral.
Schaumweine mit feiner Perlage
Die Region Salta gilt ausserdem als beste Herkunft des Landes für Weissweine der autochthonen Sorte Torrontés. Sie geraten hier zart-aromatisch und oft mineralisch. Gute Beispiele dafür sind der Don David Torrontés von El Esteco oder Torrontés von Colomé.
Auf eine grössere Menge als die weissen Stillweine bringen es in Argentinien heute aber die Schaumweine. Sie werden oft in Flaschengärung produziert und überzeugen mit Frische und einer feinen Perlage, z.B. der Kaiken brut der Bodega Kaiken oder die Sparklings der Linie Progenie der Bodega Vistalba.
Den grössten Anteil machen aber natürlich die Rotweine aus. Und auch wenn die meisten argentinischen Weintrinker kräftige und tanninreiche Rotweine bevorzugen (immerhin zwei Drittel der Weine wird hier im Inland getrunken), so finden sich hier ebenso auch frische, mineralische und weniger schwere Weine – oft auf internationalem Top-Niveau, aber auch interessante Entdeckungen zu einem guten Preis-Genuss-Verhältnis.