Kakaoreiche Schokoladen lassen sich besser mit Wein verbinden, als viele Skeptiker glauben. Der niedrige Zuckergehalt macht vor allem die Kombination mit trockenen Rotweinen zum Erlebnis, aber abschreiben sollte man klassische Süssweine noch lange nicht.
Warnhinweise muss man auf den hochprozentigen Schokoladen der Excellence-Serie zwar nicht anbringen, doch man sollte sich schon intensiv mit dem befassen, was man geniesst. Vor allem die 90-prozentige, erst recht die 99-prozentige Variante sind wahre Erlebnisse für Kenner, die sich der herben Art und des durchdringenden Kakaogeschmacks gewachsen fühlen. Bei der 85-prozentigen, erst recht bei den Siebzigern wirkt dagegen noch eine gewisse Süsse harmonisierend.
Süss oder nicht süss?
Während man bei den letztgenannten Schokoladen noch die herkömmlichen Regeln zu Hilfe nehmen kann (Süsse passt zu Süsse), ist bei den zwei erstgenannten alles anders.
Sehr trockene Schokoladen und sehr süsse Weine kommen sich auf unschöne Weise in die Quere; so wird der d’Arenberg Shiraz aus Australien, eine mit Alkohol aufgespritete Spezialität im Portweinstil, fast schon aggressiv, verkostet man sie in Gemeinschaft mit der Excellence 90% Cacao.
Anders sieht es bei der Excellence 70% aus: Da spielt der Süsswein aus dem Jahrgang 2007 nicht nur seine Reife, sondern auch die volle Frucht aus: Das macht zusammen viel Spass.
Bei der Excellence Mild 70% Cacao kann man bereits der Meinung sein, dass hier der Süsse zu viel im Spiel ist, weshalb man in diesem Falle auch bereits jetzt zum Banyuls greifen darf, der eigentlich für die 85-prozentige Sorte vorgesehen war und sich dort als die perfekte Wahl erweist. Anders als der Shiraz bringt der Südfranzose nämlich ausser Süsse eine unbändige Jugend und ein festes Tanningerüst mit.
Ziemlich spannend, was sich aus dem Zusammenspiel dieser beiden Partner ergibt. Und sollte noch ein Rest der Excellence Fleur de Sel aus Teil eins dieser Verkostung übrig sein: her damit!
Rot, aber elegant
Noch weniger Süsse ist den beiden Hochkarätern der Verkostung angemessen.
Trockene Rotweine spielen nun ihre Stärken aus, aber allzu viel Gerbstoffe und Holznoten sollten sie nicht besitzen. Keine andere Rebsorte als Blau- oder Spätburgunder (auch Pinot Noir genannt) bietet sich an.
Der Schweizer vom Weingut Bovel, der zur 90-prozentigen Schokolade ins Glas kommt, ist kein einfacher Sparringspartner – der Kampf zwischen Tafel und Wein wogt hin und her, mal hat der eine die Nase vorn, dann liegt die andere in Front: eine spannende Kombination!
Was die Excellence 99% Cacao angeht, sollte man sich erst recht nicht mit irgendeinem Getränk begnügen, sondern besonders Hochwertiges auftischen. Der Frühburgunder, eine Mutation des Spätburgunders, besitzt jene süffige Frucht, die einer intensiv herben Schokolade zusätzlichen Charme vermittelt.
Und wer bekäme Frühburgunder besser hin als das Weingut Rudolf Fürst aus dem deutschen Anbaugebiet Franken? Wem der Wein in der frisch geöffneten Flasche noch zu dominant erscheint, greift zur Karaffe und lässt den Edelwein eine Weile zu sich kommen. Wohlgemerkt: Man kann diese Addition zweiter derart komplexer Geschmäcker als allzu viel des Guten kritisieren, aber man kann sich auch hingeben und für einen Moment alle Sinne verlieren.
Bitternis und Cremigkeit
Während die bitteren Geschmacksnoten in den trockenen Rotweinen gemässigt vorkommen, sind sie in Wermuts umso deutlicher vorhanden, werden aber durch Frucht und Süsse gemildert.
Genau deshalb passt auch der Belsazar Rosé, ein auf der Basis von Wein hergestellter Aperitif mit den typischen Aromen des Wermutkrautes, gut zu der 99-prozentigen Lindt-Schokolade, bringt zusätzliche Frische ins Spiel.
Um sich von so vielen Eindrücken zu erholen, bleibt schliesslich noch die Excellence Caramel à la pointe de Sel, eine dunkle Schokolade mit Karamell und Salz, übrig. Man sollte nun alle trockenen Weine zur Seite stellen und auch Banyuls nicht weiter beachten.
Ein hochwertiger Cream Sherry ist die beste Lösung, die man finden kann, und wer ganz besonders mutig ist, versucht sich sogar am Pedro Ximénez, der süssesten aller Sherrysorten. Entspannter kann man eine hochkarätige Schokolade-Wein-Verkostung eigentlich kaum beenden!
Excellence Mild 70% Cacao und Excellence 70% Cacao. Zwei kräftige dunkle Schokoladen, die aber trotzdem noch eine angenehme Süsse besitzen. Der 2007er Fortified Shiraz von d’Arenberg vom fünften Kontinent spielt seine Frucht aus, passt zur Excellence 70% Cacao noch etwas besser. CHF 15,00 die halbe Flasche bei weinclub.com.
Excellence 85% Cacao. Leichte Süsse ist noch zu spüren, doch für den Shiraz ist hier schon Schluss. Besser kommt der Banyuls von Chapoutier aus dem Jahrgang 2014 zurecht. CHF 18,50 für die 0,5-Liter-Flasche bei weinclub.com.
Excellence 90% Cacao. Kraftvolle, intensive Schokolade mit seidiger Art. Ein Süsswein tut sich schwer, ein eleganter Rotwein mit Würze und gut eingebundenen Tanninen passt. Der Pinot Noir von Bovel aus der Bündner Herrschaft bietet sich an. CHF 15 bei martel.ch.
Excellence 99% Cacao. Eine fordernde Schokolade passt zu einem fordernden Wein. Der 2012er Frühburgunder vom Weingut Rudolf Fürst setzt der puren Kakaowürze Frucht entgegen. CHF 85 bei rieslingco.ch. Wer Süsse vermisst, kann den Belsazar Rosé Vermouth versuchen.
CHF 15 bei drink.ch.
Caramel à la pointe de Sel. Würzig-üppige Schokolade mit Karamell- und Salznoten. Ein Cream Sherry der noblen Marke Lustau macht sich gut. CHF 28 bei weinclub.com