Ausverkauf von Bordeaux-Weingütern geht weiter
26. April 2018 11:22FRANKREICH (Bordeaux) – Erneut hat ein Chateau in Bordeaux den Besitzer gewechselt, und wieder mal kam der Käufer aus China. Der Ausverkauf französischer Weingüter scheint kein Ende zu nehmen.
Von Ruth Preywisch
Diesmal ist es das Château de Lagorce, das von der chinesischen Gesellschaft SCEA Degore übernommen wurde. Bisher gehörte es Vineyards Bordeaux, einem Unternehmen, das an Christie’s International Real Estate angeschlossen ist. Das hat jetzt den Verkauf an die chinesische Weinvertriebsgesellschaft bestätigt, eine Summe wurde nicht genannt. Die Liegenschaft des Château de Lagorce in Targon hat eine Gesamtfläche von rund 70 Hektar und rund 43 Hektar Rebfläche. Der Verkauf umfasst auch die Bestände des Weinguts.
Das Anwesen war seit 1928 im Besitz der Familie Mazeau. Der bisherige Besitzer, Benjamin Mazeau, erbte es 1985 von seiner Mutter. Er habe auf dem Anwesen sein ganzes Leben verbracht und fühle sich ihm sehr verbunden, sagte er. Umso mehr freue er sich, dass das bestehende Team das Château de Lagorce weiterhin betreuen wird. Es soll allerdings einen neuen Direktor geben, Er selbst werde den Übergang begleiten, sich dann aber zurückziehen.
Die SCEA Degore Gruppe plant offenbar, den alten Kundenstamm weiter zu bedienen, den Verkauf aber über das unternehmenseigene Vertriebsnetz in China anzukurbeln.
Schätzungen zufolge befanden sich im Herbst 2017 rund 160 Weingüter in Bordeaux in chinesischem Besitz. Allein Jack Ma, der chinesische Milliardär und Alibaba-Eigentümer, besitzt rund ein Dutzend Châteaux. Kein Wunder, denn französische Weine sind in China beliebt. Die Umsätze steigen stetig und das Land hält die höchste Besucherzahl bei der Bordeaux en Primeur-Woche.
Das Interesse der Chinesen an europäischen Weinen dürfte durch den aktuellen Handelsstreit mit den USA auch noch zunehmen, als Reaktion auf die von Trump verhängten Strafzölle auf Stahl und Aluminium hat China seinerseits unter anderem die Steuern auf US-amerikanischen Wein stark erhöht.
Einige Experten sprechen angesichts der Welle von Besitzerwechseln in Frankreich von einem Bordeaux-Ausverkauf. Andere sehen das jedoch als übertrieben an, viele der in den vergangenen zwei Jahren verkauften Schlösser und Weingüter könnten ja auch wieder auf den Markt kommen. Zunächst aber befinden sie sich in chinesischer Hand.
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